2823
Flämische Tapisserie mit antikisierender Figurenszene.
Flandern, 16./17. Jh.
Wolle und Seide, gezwirnt, naturfarben und gefärbt. Ca. 281 x 414 cm.
Wohl aus einer Tapisserienserie. Darstellung einer 5-Personen-Gruppe in einer Wald- oder Parklandschaft mit prächtigen Bäumen: Im Mittelpunkt eine herrschaftliche, junge Frau im langen brokatverzierten Mantel, mit einer Trinkschale und zwei Dienerinnen mit großen Schenkkannen. Sie verweist mit ihrer Rechten auf sich und mit ihrer Linken auf ihre Dienerinnen, die ihre Trinkschale auffüllen. Neben der fürstlichen Dame ein älterer, gut gekleideter Mann (Bauherr?), der mit seiner rechten Hand auf einen abgewandt knienden, jungen Gehilfen beim Ausrollen einer architektonischen Zeichnung verweist und seine linke Hand zum Wort erhoben hat. Florale Bordüre. Verso aufgebügeltes Vlies, Ösen. Restauriert mit Ergänzungen, Alters- und Gebrauchsspuren, Defekte.
Die hier abgebildete Szene ist bildthematisch schwer zu erfassen und einzuordnen, da konkrete Attribute und Anhaltspunkte fehlen. Die antikisierende Kleidung spräche für ein generell biblisches oder auch mythologisches Thema. Sieht man den Knienden links im Bild als einen Bediensteten, der einen Bauplan hält, die exponierte Wasserkanne im Vordergrund und den durch das Blätterdickicht freigegebenen Blick auf die Bergspitze im Hintergrund, könnte es sich einerseits um eine alttestamentarische Szene wie z.B. um den Bau des Jakobsbrunnens, um König Salomo oder die Königin von Saba handeln. Andererseits ist denkbar, dass diese Darstellung eine weltliche Szene um einen Architekten mit Gehilfen und eine fürstliche Auftraggeberin zeigt, die Teil eines Bildprogramms um die Gründungslegende einer Kirche oder eines Palastes sind. Nicht unüblich waren Tapisserienfolgen als Auftragswerk eines Adligen oder einer Adligen, die sich als Förderer von Bau und Kultur verstanden und repräsentieren ließen.
Provenance: Aus einer Villa in Offenbach.
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