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107. | HERBSTAUKTION   –   25. | 26. | 27. | 28. Oktober 2023

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Sekundenpendeluhr "System Prof. Strasser Glashütte i.S." mit Nickelstahl-Kompensationspendel Nr. 969 von Sigmund Riefler.
1909 gefertigt von dem Ulmer Uhrmacher Wilhelm Rössle (1866-1933).
 
Ca. 159 x 50,5 x 24 cm.
Präzisionspendeluhr mit temperaturkompensiertem Riefler-Pendel Nr. 969 DRP Nr. 100870 (Invarstab Ø 10 mm), 8-Tage Gangdauer. Signiertes Messing-Werk mit Strasser-Hemmung und seitlicher Gewichtsführung, massiven Werkspfeilern, Anker mit Steinpaletten, verschraubte Chatons, Lagersteine bis zum Minutenrad. Signiertes, versilbertes Regulatorzifferblatt mit arabischen Zahlen für umlaufende Minuterie und exzentrische Sekunde bei der 12, römische Zahlen für kleine 12-Stunden-Anzeige bei der 6, gebläute Zeiger, Aufzugsvierkant im Stundenrohr, Messinglünette. Frontseitig facettiert verglastes Nussbaum-Gehäuse mit seitlichen Fenstern, Temperaturanzeige, schiebbarer Schlitten mit Schwingungsskala. Zubehör: 1 Invar-Pendel, 1 Messinggewicht mit alten Seilen, 3 Kurbeln, 3 Zulage-Gewichte für die Feinregulierung, 1 Gehäuseschlüssel. Die Uhr hat eine separate Rückwand, die fest an eine Wand angebracht wird, so dass das Gehäuse keinen Einfluss auf den Gang der Uhr nehmen kann. Erst dann werden Werk und Pendelblock auf der Wandplatte montiert. Der verglaste Uhrenkasten mit staubdicht verschlossener Tür wird zum Schluss aufgesetzt. Die Uhr ist nicht verschickbar und bedarf einer professionellen Montage.
Die hier angebotene und von Wilhelm Rössle mit Glashütter Bauteilen gefertigte und signierte Uhr vereint die für die damalige Zeit qualitativ hochwertigsten Uhrenbauteile für eine verbesserte Ganggenauigkeit und für die Perfektion von Präzisionspendeluhren - die freie Hemmung von Ludwig Strasser und das temperaturkompensierte Nickel-Stahl-Pendel von Sigmund Riefler. Da es nicht unüblich war, dass Uhrenfabriken und Uhrmacher einzelne Bauteile zukauften oder zulieferten, war es darüber möglich, Präzisionsuhren mit der besten Feinmechanik herzustellen und weiterzuentwickeln. Wilhelm Rössle (1866-1933) war ein Ulmer Uhrmacher und Uhrmacher-Obermeister (1930-32) mit Uhren- und Goldwarengeschäft in der Platzgasse 5. Nach seinem Tod erwarb das Ulmer Museum seine umfangreiche Sammlung von Stand-, Wand-, Sattel- und Reiseuhren sowie Taschenuhren, Zifferblättern und Taschenuhrenwerken aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die einen umfassenden Überblick über die Entwicklungsgeschichte der Uhren gibt. Ludwig Strasser (1853-1917) gehörte zu den bedeutendsten Glashütter Uhrmachern. Ab 1885 Direktor der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, gründete er bereits 1875 zusammen mit Gustav Rhode die Mechanischen Werkstätten Strasser & Rhode, in denen v.a. Präzisionspendeluhren, Messgeräte und Marinechronometer hergestellt wurden und die u.a. astrophysikalische Observatorien, Stern- und Seewarten sowie die Kaiserlichen Marinen belieferten. Um 1897 entwickelte er die später nach ihm benannte und patentierte freie Federkrafthemmung für Sekundenpendeluhren, die sog. „Strasser-Hemmung“, die einem möglichst gleichförmigen Antrieb von Präzisionsuhren dient. Sie besitzt einen Anker mit doppelten Klauen und ein einfaches Gangrad. Die Pendelfeder liefert die Antriebskraft für das Pendel und stellt dadurch die notwendige Energiezufuhr bereit, um das Pendel in Schwingung zu halten. Das in dieser Uhr verbaute Pendel ist ein Invar-Pendel von Sigmund Riefler (1847-1912), einem der bedeutendsten Ingenieure, Physiker und Erfinder im Bereich der Präzisionsuhrenfertigung. Der Sohn und Nachfolger des renommierten Uhrmachers und Feinmechanikers Clemens Riefler (1820-1876) widmete sich der Entwicklung neuer Vermessungs- und Zeichengeräte sowie der Verbesserung von Zeitmessgeräten und Präzisionsuhren. In enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten, Sternwarten und Zeitdiensten strebte Riefler eine Verbesserung der Uhrenhemmung und des Pendels an, da die Gleichförmigkeit des Ganges wesentlich von beiden abhängen. Mit seiner 1889 patentierten „Freien Federkrafthemmung“ und seinem 1891 entwickelten neuartigen Quecksilberkompensationspendel konnte er die Ganggenauigkeit von Präzisionspendeluhren schließlich entscheidend verbessern. Nachdem Charles Édouard Guillaume 1896 eine spezielle Nickel-Eisen-Legierung entdeckt hatte, war es Riefler möglich, das Quecksilberkompensationspendel zu ersetzen und die Art der Temperaturkompensation wesentlich zu vereinfachen. Da die neuen Pendelstäbe aus Nickel-Eisen-Legierung durch verbliebene Molekularspannungen jedoch deutlich nachteilige thermische Auswirkungen auf das Gangverhalten zeigten, entwickelte Riefler ein aufwändiges Verfahren zur Nachbearbeitung, bei dem der Ausdehnungskoeffizient jedes einzelnen Stabes ermittelt wurde und die Stäbe in einem speziell konstruierten Temperofen über 20 Tage nachgearbeitet wurden. Aufgrund der damit verbundenen hervorragenden Eigenschaften und Langzeitstabilität der Pendelstäbe vollbrachte Riefler eine ingenieurmäßige Meisterleistung. Ab 1907 wurde diese Nickel-Stahl-Legierung als Invar bekannt, abgeleitet von „invariabel“ (unveränderlich). Insgesamt wurden 4104 Invar-Pendel gefertigt, von denen Riefler jedoch selbst nur 635 in Riefler-Uhren verbauen ließ. Das Gros wurde von anderen Firmen erworben, darunter Siemens, Bürk & Söhne, Junghans, Lenzkirch, Neher u.v.m.. Ludwig Strasser erwarb für Strasser & Rhode 82 Riefler-Pendel, um sie in seinen besten astronomischen Uhren einzubauen.
Literatur : Die Uhrmacher-Woche, Nr. 32, 1934, S. 430 und Die Uhrmacher-Woche, Nr. 42, 1934, S. 555. Huber, Bernhard: Ingenieur der Präzision, Pendeluhren von Sigmund Riefler, S. 7-43, in: https://uhren-muser.de:8080/chronohype/ChronoHype-Magazin_Nr_4.pdf. https://www.glashuetteuhren.de/die-uhrenfabriken/strasser-rohde-von-1875-1917/.
Provenienz : Aus einem Thüringer Privathaushalt.
Versand nicht verfügbar.

Aufrufzeit 25. | Okt 2023 | voraussichtlich 18:59 Uhr (CET)

Limit 20000 €

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• Aufrufzeit: 25. | Okt 2023 | voraussichtlich 18:59 uhr
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